Mit insgesamt 652 Teilnehmern erfuhr die Umfrage des Kreiselternausschusses Bad Dürkheim (KEA DÜW) zum aktuellen Stimmungsbild in den Kitas des Landkreises einen hohen Zuspruch. Weniger erfreulich fallen jedoch größtenteils die Ergebnisse der Umfrage aus.
Über die Hälfte der Eltern sowie fast ein Viertel der Fachkräfte wissen nicht, ob es einen Maßnahmenplan in ihrer Einrichtung gibt oder kennen die Inhalte nicht. Der Maßnahmenplan regelt, wie und in welchem Umfang bei Personalausfällen pädagogische Angebote ausfallen oder Betreuungszeiten reduziert werden müssen. Dass genannter Maßnahmenplan aktuell sehr häufig in den Kitas des Landkreises zum Tragen kommt, wird durch die Ergebnisse der Umfrage deutlich unterstrichen.
Ungefähr 60% der teilnehmenden Fachkräfte und Kita-Leitungen geben an, dass mindestens regelmäßig aufgrund von Unterpersonalisierung pädagogische Angebote ausfallen müssen. Kürzungen der Betreuungszeiten ziehen sich ebenso in unterschiedlicher Ausprägung wie ein roter Faden durch die Kitas des Landkreises. Der Höchstwert der Rückmeldungen eines ausgewerteten Planungsgebietes des Kreisjugendamtes, dass es regelmäßig oder ständig zur Reduzierung der Öffnungszeit kommt, liegt bei 86 Prozent. 71 Prozent geben dort zusätzlich an, dass es mindestens regelmäßig zu Notbetreuung kommt. Allgemein werden in den allermeisten Fällen den Eltern im Landkreis die Einschränkungen der Betreuung erst am Tag vor oder sogar erst morgens an der Kita-Tür mitgeteilt. Dies unterstreicht die Dimension, in welcher Bredouille Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stecken.
Deutlich erkennbar ist der Zusammenhang zwischen Einschränkungen der Betreuungszeit und der Verfügbarkeit von Vertretungskräften. „Dort wo ausreichend Vertretungskräfte vorgehalten werden, gestaltet sich das Problem von Betreuungseinschränkungen deutlich geringer. In diesen Kitas wird nur noch zu 20 Prozent angegeben, dass es mindestens regelmäßigen zu Betreuungseinschränkungen kommt. Bei den Kitas ohne ausreichendes Vertretungspersonal steigt dieser Wert auf bis zu 70 Prozent“. erläutert Gordon Amuser, Vorsitzender des KEA DÜW.
Ebenfalls erschreckend hoch fiel der Anteil der Teilnehmer aus, die das Angebot an Kita-Plätzen als nicht ausreichend empfinden. Insgesamt gaben rund 52 Prozent an, ihre Kita verfüge nicht über ausreichend Betreuungsplätze. Weiterhin zeigt sich, dass der Fortschritt bei Kita-Erweiterungen oder Neubauten, die für die Gewährleistung des Rechtsanspruchs bzw. den Platzausbau notwendig sind, als sehr träge empfunden wird. In 84 Prozent der abgegebenen Antworten wird der Baufortschritt maximal mit nur „langsam“ bewertet.
Beim zeitlichen Betreuungsangebot zeigt sich zudem ein weiteres dramatisches Defizit: Die angebotenen Betreuungszeiten sind für fast ein Drittel der an der Umfrage teilnehmenden Eltern nicht ausreichend. Die Betreuungslücke eines bedarfsgerechten Kita-Platzes schließen fast ausschließlich Familie oder Freunde und nur zu 4% beispielsweise die Tagespflege. „Diese Lücke bei den Bedarfen der Familien, muss aufgearbeitet werden, um die Ursachen klar zu identifizieren. Hier scheinen die Methoden der Kitas zur Ermittlung der Betreuungsbedarfe bei den Familien zum Teil nicht zielführend und die durch die Umfrage belegbaren personalbedingten Betreuungskürzungen ein Grund zu sein, der im Jugendhilfeausschuss besprochen werden muss“ stellt Jennifer Thierfelder, die stellvertretende Vorsitzende des KEA DÜW, heraus.
Die Umfrageergebnisse in Bezug auf die allgemeine Zufriedenheit der Fachkräfte fallen leider auch wie erwartet aus. So geben 37 Prozent der Kita-Leitungen an, dass sie frustriert oder unzufrieden sind und bei den Fachkräften spiegelte sich dieses Bild mit 38 Prozent wider. Der Kita-Fachkräfteverband RLP hat erst kürzlich im Rahmen einer eigenen landesweiten Umfrage aufgezeigt, dass im Wesentlichen die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen zu einer hohen Arbeitsbelastung und Frustration führen. Durch die sehr umfangreiche Analyse des Fachkräfteverbands wurde auch deutlich herausgestellt, wo die Ursachen der Überlastung zu finden sind. Nur wenige dieser Umstände sind eine direkte Folge des neuen Kita-Gesetzes.
„Es liegt auch in der Hand der Verantwortlichen vor Ort, wie sich die Situation in den Kitas weiterentwickelt. Das neue Gesetz bietet an vielen Stellen großen Handlungsspielraum, wie im Kapitel der Umfrage Fachkräftemangel – Kurzfristige Handlungsmöglichkeiten vor Ort aufgezeigt wird. Jetzt gilt es, eben diese Möglichkeiten für die Fachkräfte und unsere Kinder vollumfänglich zu nutzen. Der bestehende Handlungsspielraum darf nicht aus politischen oder betriebswirtschaftlichen Gründen brachliegen bleiben!“ fällt das Fazit von Amuser klar aus.
Der KEA DÜW lädt alle Kita-Akteure und Interessierten ein, sich mit den Details der Umfrage auseinanderzusetzen und mit den Elternausschüssen, Kita-Beiräten und dem KEA DÜW in den Austausch zu gehen.
Nicht die Probleme dürfen weiter im Mittelpunkt stehen, sondern nur die Lösungen.