Viele Elternvertreter im Kita-Beirat haben sich im Laufe des vergangenen Kita-Jahres bei uns gemeldet, dass sie auf die Einberufung des Beirates von Seiten ihres Trägers warten. Dies war Anlass genug für den KEA DÜW, sich per Umfrage mit der Umsetzung des Kita-Beirats im Landkreis zu beschäftigen.
Einführung
Mit dem Kita-Beirat wurde im Jahr 2021 ein neues Gremium in den Kitas gesetzlich verankert. Jetzt mag man sich fragen, wozu neben dem Elternausschuss (EA) ein weiteres Gremium nötig ist? Auch wenn sich beide Gremien mit der Gestaltung der Kita-Arbeit beschäftigen, haben diese ganz unterschiedliche Rollen.
So ist der Elternausschuss die legitimierte repräsentative Vertretung der Kita-Elternschaft. Im EA erfolgt die Willensbildung der Elternschaft. Indem der Kita-Träger den EA über alle wesentlichen Fragen anhört, erfolgt die Meinungsbildung des Trägers unter Berücksichtigung der Interessen der Elternschaft. Im Fokus steht dabei, wie die Kita so gestaltet werden kann, dass die Vorstellungen der Eltern unter Wahrung der Fachlichkeit und des Trägerprofils, soweit möglich, im Kita-Alltag berücksichtigt werden können.
Der Kita-Beirat wiederum ist das institutionelle Forum, in dem sich die Verantwortungsgemeinschaft aller Beteiligten trifft, um die jeweiligen Vorstellungen unter besonderer Berücksichtigung der Perspektive der Kinder in einen Konsens für eine gute Entwicklung der Kita zusammenzuführen. Damit kommt dem Kita-Beirat im Verhältnis zum Elternausschuss eine doppelte Funktion zu: Einerseits kann er in wichtigen konzeptionellen Fragen der Ausgangspunkt dafür sein, auch die Perspektiven und Interessen der anderen Beteiligten besser zu verstehen und anzuerkennen. Andererseits kann im Kita-Beirat der gemeinsame Endpunkt eines Erarbeitungsprozesses durch die formelle Beschlussfassung begangen werden, mit dem das Commitment aller Beteiligten für eine engagierte Umsetzung der Beschlüsse im kooperativen Geist deutlich wird.
Aufgrund der besonderen Bedeutung des Kita-Beirats hat sich der Kreiselternausschuss Bad Dürkheim zum Ziel gemacht, dessen kreisweite Umsetzung zu hinterfragen.
Vorgehen
Hierzu wurden sämtliche Elternausschüsse des Landkreises Bad Dürkheim befragt, inwiefern im Kita-Jahr 21/22 eine Sitzung des Kita-Beirats stattgefunden hat. Weiterhin wurden sowohl die jeweilige Trägerschaft und die Standorte der entsprechenden Kitas erhoben.
Ergebnisse
Ein beträchtlicher Anteil der Rückmeldungen (durchschnittlich 69,2 %) zeigt auf, dass bislang keine Sitzung des Kita-Beirats stattgefunden hat. Diese 69,2 % setzen sich zusammen aus 78,6 % negativer Rückmeldungen aus Kitas in kommunaler Trägerschaft, 66,7 % in katholischer Trägerschaft und 50 % in protestantischer Trägerschaft.
Bei der regionalen Auswertung zeigte sich, dass sowohl in der Stadt Grünstadt als auch in der Verbandsgemeinde Wachenheim bislang keine Sitzung des Kita-Beirats erfolgte. Vorbildlicher dagegen zeigte sich die Verbandsgemeinde Deidesheim mit 100 % positiven Rückmeldungen. In den übrigen Städten, Gemeinden und Verbandsgemeinden fanden teilweise Sitzungen des Kita-Beirats statt, jedoch war der Anteil der negativen Rückmeldungen stets der Überwiegende.
Bewertung
Die ernüchternden Rückmeldungen zeichnen ein deutliches Bild der mangelnden Umsetzung des Kita-Beirats, welche spätestens seit dem Frühjahr 2022 auch nicht mehr mit pandemiebedingten Einschränkungen zu rechtfertigen ist.
Während die Kita-Welt in der Pandemie noch von den kirchlichen Trägern durch ihre individuell passende Auslegung der Corona-Bekämpfungsverordnungen einen gewissen ungezwungenen und eher intollerierbaren Umgang mit geltendem Recht gewohnt sein durfte, zeigen sich im Rahmen dieser Umfrage unverständlicherweise bei den kommunalen Trägern die größten Lücken.
Zur Erinnerung: Das KiTaG inklusive der Reglungen zum Kita-Beirat entstand auf Landesebene unter Mitarbeit sowie Einbeziehung aller Trägervertretungen. Das sich die Träger nun so schwer mit der Umsetzung des Kita-Beirats tun, ist vor diesem Hintergrund eher unverständlich. In einer Zeit, in der das Wohl unserer Kinder durch unzureichende Rahmenbedingungen in den Hintergrund gerät, ist es für Eltern unverständlich, dass ein Gremium, welches zum Wohle der Kita und deren Kinder arbeiten soll, durch kosten- sowie politikgetriebenes Handeln bis dato „rechtswidrig“ ignoriert wird.
Das Hinwegsetzen über geltendes Recht aufgrund fehlender zeitlicher Ressourcen oder Unverständnis einzelner Träger, möglicherweise sogar mit dem Ziel der Erhaltung des eigenen Wissensvorsprungs gegenüber Fachkräften und Eltern innerhalb des Kita-Systems, ist nicht akzeptabel und muss schnellstmöglich korrigiert werden. Transparenz und Diskurs im Kita-Beirat bedeutet keine Aufweichung der Trägerautonomie.
Um die Verantwortungsgemeinschaft zum Wohle der Kinder in jeder Kita an einen Tisch zu bekommen, steht der Kreiselternausschusses Bad Dürkheim bereits mit dem Bildungsministerium in Kontakt.