ERGEBNISSE DER UMFRAGE ZUM STIMMUNGSBILD IN DEN KITAS DES LANDKREISES IM JUGENDHILFEAUSSCHUSS VORGESTELLT

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In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses präsentierte der Kreiselternausschuss des Landkreises Bad Dürkheim (KEA DÜW) die Ergebnisse seiner umfassenden Umfrage zum Stimmungsbild in den Kitas des Landkreises. Die Mitglieder des Ausschusses nahmen die Ergebnisse mit großem Interesse auf und folgten einer angeregten Diskussion über die zugrunde liegenden Ursachen.

Gordon Amuser, Vorsitzender des KEA DÜW, führte die Präsentation durch und stand im Anschluss den Ausschussmitgliedern zu deren Rückfragen Rede und Antwort. Die Befassung mit den grundlegenden Problemen im Jugendhilfeausschuss sowie die große mediale Präsenz der Umfrage und ihrer Ergebnisse, insbesondere zu den Themen Fachkräftemangel und der schwindenden Sicherheit bei den Betreuungszeiten, stimmten den Vorstand des KEA DÜW positiv, dass das Bewusstsein bei allen Verantwortlichen vorhanden ist, jetzt etwas zu unternehmen. Es wurde deutlich, dass der ursprüngliche Zweck der Umfrage, nämlich ins Gespräch mit allen Verantwortlichen des Kita-Systems zu kommen, erreicht wurde.

Sowohl im Vorfeld als auch im Nachgang der Sitzung konnten bereits Gespräche mit Trägervertretern geführt werden. Diese Gespräche stellen einen wichtigen Schritt dar, um die identifizierten Probleme anzugehen und Lösungen zu finden, die das Wohlergehen der Kinder und das reibungslose Funktionieren der Kitas im Landkreis gewährleisten.

Der KEA DÜW dankt allen Beteiligten für ihr Engagement und ihre konstruktive Mitarbeit bei der Umfrage und ermutigt weiterhin zu einem offenen Dialog und Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure.

ÜBERARBEITETE FACHKRÄFTEVEREINBARUNG ERÖFFNET NEUE MÖGLICHKEITEN BEIM KITA-PERSONAL

Über uns

Die „Fachkräftevereinbarung für Tageseinrichtungen für Kinder in Rheinland-Pfalz“ regelt, wer mit welcher Qualifikation in einer Kita arbeiten darf. Dabei zählen nicht nur staatl. anerkannte Erzieher als Fachkraft. Viele weitere Berufe werden in Verbindung mit pädagogischer Basisqualifizierung und Berufserfahrung im frühkindlichen Bereich ebenfalls als vollwertige Fachkraft anerkannt, zum Beispiel Heilpädagogen oder Ergotherapeuten. Die Idee, mit multiprofessionellen Teams in den Kitas zu arbeiten ist nicht neu und keinesfalls alleine darin begründet, den Fachkräftemangel zu bekämpfen.

Bereits lange vor dem neuen Kita-Gesetz und auch der dramatischen personellen Situation wurden die Vor- und Nachteile von multiprofessionellen Teams abgewogen, beispielsweise in der Fachzeitschrift „KiTa aktuell – Die Bedeutung multiprofessioneller Teams (erzieherin.de).

Der wissenschaftliche Tenor dabei ist eindeutig: Die vielfältigen Kompetenzen, die multiprofessionelle Teams bieten, sind eine Bereicherung für die Kinder, wenn sie als Chance begriffen werden. Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge schätzte die Multiprofession in Kitas bereits 2016 sogar schon als „notwendig“ ein (Link).

Die kürzlich von allen verantwortlichen Verbänden unterzeichnete Neufassung der Fachkräftevereinbarung wurden nun die Möglichkeiten erweitert sowie vereinfacht.

  • Aufnahme zusätzlicher Berufsbilder
  • Leichtere Anerkennung ausländischer Abschlüsse
  • Bürokratieabbau bei profilergänzenden Kräften
  • Sicherheit bei Mitfinanzierung durch geregelte Eingruppierung
  • Weiterqualifizierung von Vertretungskräften

Das Thema Finanzierung ist insbesondere bei Trägern von Interesse. Aber auch für das Personal ist dies ein zentraler Aspekt, richtet sich doch die Bezahlung nach der Qualifikation. „Als Land fördern wir so beispielsweise eine Eingruppierung von Erzieherinnen und Erziehern in die Tarifgruppe 8b mit, wenn die Fachkräfte besonders schwierige fachliche Tätigkeiten übernehmen. Damit geben wir den Arbeitgebern Sicherheit, mit welcher Förderung des Landes sie planen können, und wir tragen unseren Teil zu attraktiven Rahmenbedingungen bei. Bereits im Kita-Gesetz haben wir festgelegt, dass das Land sich automatisch z.B. an Tarifsteigerungen beteiligt“, so Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig in der Presseerklärung zur Neufassung der Fachkräftevereinbarung.

In einem begleitenden Rundschreiben teilt das Land mit, unter welchen Umständen höhere tarifliche Eingruppierungen möglich sind und dass es diese dann mitträgt.

Aber auch für den Arbeitsalltag in den Kitas kann sich durch die korrekte Anwendung der Fachkräftevereinbarung eine deutliche Entlastung ergeben. Hierfür ist ein Blick in die Fachkräftevereinbarung und der Abgleich mit der beruflichen Qualifikation der Teammitglieder unerlässlich, um am Ende die Frage beantworten zu können: Ist das Team entsprechend der Fachkräftevereinbarung korrekt eingeordnet in Fachkräfte / Fachkräfte in Assistenz, somit auch entsprechend eingruppiert und bezahlt? Und wird somit der bestehende Rahmen auch in Richtung „Entlastung der Fachkräfte“ voll ausgenutzt?

Die aktuelle Version des Dokuments des KEA SÜWFachkräftemangel – kurzfristige Handlungsmöglichkeiten vor Ort“ berücksichtigt bereits die Änderungen der Fachkräftevereinbarung. Zudem wurden nicht mehr funktionierende Links korrigiert.

LANDESELTERNVERTRETUNG DER KITAS STARK AUFGESTELLT

Best Practice

Am 26.01.2024 fand in Bad Kreuznach die Vollversammlung der Delegierten des Landeselternausschusses Rheinland-Pfalz (LEA RLP) statt. Über 60 frisch gewählte Elternvertreter:innen befassten sich mit professioneller Mitwirkung und den Möglichkeiten, den Problemen im Kita-System zu begegnen. Der Vorstand des LEA konnte um zwei neue, aber erfahrene Mitglieder bereichert werden.

Direkt nach der Begrüßung durch die LEA-Vorsitzende, Karin Graeff, ging es ans „Eingemachte“. Im Rahmen eines Welt-Cafés wurden Ideen zu den Themen Jugendhilfeausschuss, Kontakt zu Eltern, Vernetzung im Kita-System und erfolgreiches Arbeiten auf Stadt- und Kreisebene gesammelt. „All diese Themenfelder sind zentral für die Elternmitwirkung. Die Zeiten, in denen es um Kuchenbacken und Waffelverkauf ging, sind endgültig vorbei“, so Graeff.

Die anschließende Vorstellung eines Good-Practice-Beispiels aus dem Kreiselternausschuss Südliche Weinstraße (KEA SÜW) untermauert diese Aussage. Dort wurde Ende 2023 eine Abfrage zum Stimmungsbild in den Kitas durchgeführt. Zahlreiche Eltern, Fachkräfte und Träger beteiligten sich daran. Christian Strecker, Vorsitzender des KEA SÜW, stellte die Vorgehensweise zur Erstellung, Durchführung und Auswertung der Umfrage vor. Auf diese Weise vermittelte er einen wertvollen Einblick in dieses wichtige Handwerkszeug, um sich als Elternvertretung gut aufzustellen.

Ein weiteres Thema, das Eltern in ganz RLP beschäftigt, ist Inklusion in Kitas. „Die an sich gute Idee funktioniert bisher hinten und vorne nicht“, stellte Gordon Amuser, stellvertretender Vorsitzender des LEA fest. Daher beschloss die Vollversammlung einstimmig die Einrichtung eines Arbeitskreises Inklusion. Die Mitglieder sollen sich mit der Ist-Situation in den rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten beschäftigen und Optimierungspotentiale erarbeiten.

Nach der intensiven Arbeitsphase stand die Nachwahl zweier freier Sitze im LEA-Vorstand an. Beide wurden an Kandidaten aus dem Landkreis Südliche Weinstraße vergeben. Christian Strecker (Oberotterbach) und Dietmar Ullrich (Hochstadt) bringen beide bereits langjährige Erfahrung in der Elternvertretung mit. Nicht zuletzt aufgrund ihres bisherigen Engagements in der Beratung, Schulung und Vernetzung der Elterngremien konnten sie die Delegierten überzeugen. Die Amtszeit der nachgewählten Vorstände endet mit der regulären Wahlperiode des Landeselternausschusses im Januar 2025.

KITA-SITUATION IM LANDKREIS DRAMATISCHER ALS BEKANNT

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Mit insgesamt 652 Teilnehmern erfuhr die Umfrage des Kreiselternausschusses Bad Dürkheim (KEA DÜW) zum aktuellen Stimmungsbild in den Kitas des Landkreises einen hohen Zuspruch. Weniger erfreulich fallen jedoch größtenteils die Ergebnisse der Umfrage aus.

Über die Hälfte der Eltern sowie fast ein Viertel der Fachkräfte wissen nicht, ob es einen Maßnahmenplan in ihrer Einrichtung gibt oder kennen die Inhalte nicht. Der Maßnahmenplan regelt, wie und in welchem Umfang bei Personalausfällen pädagogische Angebote ausfallen oder Betreuungszeiten reduziert werden müssen. Dass genannter Maßnahmenplan aktuell sehr häufig in den Kitas des Landkreises zum Tragen kommt, wird durch die Ergebnisse der Umfrage deutlich unterstrichen.

Ungefähr 60% der teilnehmenden Fachkräfte und Kita-Leitungen geben an, dass mindestens regelmäßig aufgrund von Unterpersonalisierung pädagogische Angebote ausfallen müssen. Kürzungen der Betreuungszeiten ziehen sich ebenso in unterschiedlicher Ausprägung wie ein roter Faden durch die Kitas des Landkreises. Der Höchstwert der Rückmeldungen eines ausgewerteten Planungsgebietes des Kreisjugendamtes, dass es regelmäßig oder ständig zur Reduzierung der Öffnungszeit kommt, liegt bei 86 Prozent. 71 Prozent geben dort zusätzlich an, dass es mindestens regelmäßig zu Notbetreuung kommt. Allgemein werden in den allermeisten Fällen den Eltern im Landkreis die Einschränkungen der Betreuung erst am Tag vor oder sogar erst morgens an der Kita-Tür mitgeteilt. Dies unterstreicht die Dimension, in welcher Bredouille Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stecken.

Deutlich erkennbar ist der Zusammenhang zwischen Einschränkungen der Betreuungszeit und der Verfügbarkeit von Vertretungskräften. „Dort wo ausreichend Vertretungskräfte vorgehalten werden, gestaltet sich das Problem von Betreuungseinschränkungen deutlich geringer. In diesen Kitas wird nur noch zu 20 Prozent angegeben, dass es mindestens regelmäßigen zu Betreuungseinschränkungen kommt. Bei den Kitas ohne ausreichendes Vertretungspersonal steigt dieser Wert auf bis zu 70 Prozent“. erläutert Gordon Amuser, Vorsitzender des KEA DÜW.

Ebenfalls erschreckend hoch fiel der Anteil der Teilnehmer aus, die das Angebot an Kita-Plätzen als nicht ausreichend empfinden. Insgesamt gaben rund 52 Prozent an, ihre Kita verfüge nicht über ausreichend Betreuungsplätze. Weiterhin zeigt sich, dass der Fortschritt bei Kita-Erweiterungen oder Neubauten, die für die Gewährleistung des Rechtsanspruchs bzw. den Platzausbau notwendig sind, als sehr träge empfunden wird. In 84 Prozent der abgegebenen Antworten wird der Baufortschritt maximal mit nur „langsam“ bewertet.

Beim zeitlichen Betreuungsangebot zeigt sich zudem ein weiteres dramatisches Defizit: Die angebotenen Betreuungszeiten sind für fast ein Drittel der an der Umfrage teilnehmenden Eltern nicht ausreichend. Die Betreuungslücke eines bedarfsgerechten Kita-Platzes schließen fast ausschließlich Familie oder Freunde und nur zu 4% beispielsweise die Tagespflege. „Diese Lücke bei den Bedarfen der Familien, muss aufgearbeitet werden, um die Ursachen klar zu identifizieren. Hier scheinen die Methoden der Kitas zur Ermittlung der Betreuungsbedarfe bei den Familien zum Teil nicht zielführend und die durch die Umfrage belegbaren personalbedingten Betreuungskürzungen ein Grund zu sein, der im Jugendhilfeausschuss besprochen werden muss“ stellt Jennifer Thierfelder, die stellvertretende Vorsitzende des KEA DÜW, heraus.

Die Umfrageergebnisse in Bezug auf die allgemeine Zufriedenheit der Fachkräfte fallen leider auch wie erwartet aus. So geben 37 Prozent der Kita-Leitungen an, dass sie frustriert oder unzufrieden sind und bei den Fachkräften spiegelte sich dieses Bild mit 38 Prozent wider. Der Kita-Fachkräfteverband RLP hat erst kürzlich im Rahmen einer eigenen landesweiten Umfrage aufgezeigt, dass im Wesentlichen die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen zu einer hohen Arbeitsbelastung und Frustration führen. Durch die sehr umfangreiche Analyse des Fachkräfteverbands wurde auch deutlich herausgestellt, wo die Ursachen der Überlastung zu finden sind. Nur wenige dieser Umstände sind eine direkte Folge des neuen Kita-Gesetzes.

„Es liegt auch in der Hand der Verantwortlichen vor Ort, wie sich die Situation in den Kitas weiterentwickelt. Das neue Gesetz bietet an vielen Stellen großen Handlungsspielraum, wie im Kapitel der Umfrage Fachkräftemangel – Kurzfristige Handlungsmöglichkeiten vor Ort aufgezeigt wird. Jetzt gilt es, eben diese Möglichkeiten für die Fachkräfte und unsere Kinder vollumfänglich zu nutzen. Der bestehende Handlungsspielraum darf nicht aus politischen oder betriebswirtschaftlichen Gründen brachliegen bleiben!“ fällt das Fazit von Amuser klar aus.

Der KEA DÜW lädt alle Kita-Akteure und Interessierten ein, sich mit den Details der Umfrage auseinanderzusetzen und mit den Elternausschüssen, Kita-Beiräten und dem KEA DÜW in den Austausch zu gehen.

Nicht die Probleme dürfen weiter im Mittelpunkt stehen, sondern nur die Lösungen.

EIN SCHLIMMES JAHR LIEGT HINTER UNS!

Jahresübergang
Landeselternausschuss zieht Bilanz für 2023

Das Kita-System leistet noch immer nicht das, was Familien brauchen. Was Kindern, Eltern und Fachkräften 2023 zugemutet wurde, darf sich im kommenden Jahr auf keinen Fall fortsetzen.

Es gibt noch immer zu wenige Kita-Plätze. Spontane sowie langandauernde Kürzungen der Öffnungszeiten oder Schließungen ganzer Kita-Gruppen sind an der Tagesordnung. Und wenn Eltern das nicht kommentarlos hinnehmen und auf mögliche Lösungswege hinweisen, droht kurzerhand der Verlust der Betreuungsverträge für ihre Kinder. Statt der beabsichtigten Inklusion werden immer mehr Kinder, die aus der Reihe tanzen, aus Kitas ausgeschlossen. Verbriefte Elternrechte werden immer noch von zu vielen Akteur:innen als unverbindliche Verhaltensempfehlungen betrachtet, die selbstherrlich missachtet werden, wenn es bequemer ist.

Diese Zustände sind untragbar. Alle Verantwortlichen müssen umgehend handeln, um die Situation im Kita-System auf den Weg in die richtige Richtung zu bringen. Dazu müssen alle Kita-Akteur:innen Unannehmlichkeiten auf sich nehmen. Dass aber unsere Kinder weiterhinunter den Versäumnissen der Vergangenheit leiden, muss aufhören!

Einige Kommunen und Träger beweisen, dass die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für eine verlässliche und fördernde Kinderbetreuung möglich ist. Auch die Finanzspritze durch das Kita-Kraftpaket des Landes ist ein hilfreicher Schritt in die richtige Richtung. Aber das Kita-System braucht noch viele weitere Schritte – und zwar schnell. Kommunen müssen ihre Verantwortung wahrnehmen, den Kita-Ausbau vorantreiben und das Land muss sie dabei ausreichend finanziell unterstützen. Jugendämter müssen endlich darauf hinwirken, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die das KiTa-Gesetz im Rahmen der Personalausstattung der Kitas bietet. Selbstgeschaffene Hürden, wie die Beschränkung der Auszubildenden, der Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte sowie bei der Beschaffung des für den Sozialraum benötigten Mehrpersonals müssen dringend abgebaut werden. Das Landesjugendamt muss hinreichend flexibel auf herausfordernde Situationen vor Ort eingehen und Lösungen im Sinne der Familien und Fachkräfte finden.

Aber allem voran sollte die Verantwortungsgemeinschaft gemeinsam Hindernisse und Blockaden aus dem Weg räumen, statt sich darüber zu streiten, wer diese geschaffen hat.
Das Fazit der LEA-Vorsitzenden Karin Graeff: „Das kommende Jahr 2024 muss deutlich besser werden als das vergangene, denn Kindheit lässt sich nicht wiederholen. Dazu müssen wir alle schneller und lösungsorientierter werden – und wir müssen die Gesetze als verbindliche Grundlage für unsere Zusammenarbeit akzeptieren.“