GEFÄHRLICHER TREND: ELTERN WERDEN AUS DEN KITAS AUSGESCHLOSSEN

Handgeste Stopp

Den Landeselternausschuss erreichen alarmierende Meldungen aus den Kitas, in denen die gute Idee der Verantwortungsgemeinschaft und die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft ad absurdum geführt werden.

Neben den Rückmeldungen aus Kitas, die die Nach-Corona-Zeit genießen, weil nun endlich keine Einschränkungen mehr gelten, häufen sich die Meldungen, nach denen Kitas Einschränkungen dauerhaft beibehalten und konzeptionell verankern wollen. Die meisten dieser Meldungen beziehen sich auf das Ausschließen der Eltern. In der Pandemie durften vielerorts die Eltern während der Bring- und Holsituation das Kita-Gebäude nicht mehr betreten. Rechtlich ist das schon lange nicht mehr vertretbar. Schon im November 2022 – also in einer Zeit, in der viele Menschen aufgrund der ausklingenden Pandemie noch sehr besorgt waren – hat die STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ schriftlich bestätigt:

Es ist rechtlich nicht zulässig, dass eine KiTa Eltern das Betreten des Gebäudes verbietet. Dabei werden die Grenzen des Hausrechts überschritten.

„Sie können den Kindergarten verklagen, wenn an der Regel weiterhin festgehalten wird. Wenn Sie die Regel missachten und das Gebäude betreten, dürfen die Erzieher Sie nicht davon abhalten.“

Leider scheint der Ausschluss der Eltern einigen Kitas jedoch derart gut gefallen zu haben, dass sie es nun dauerhaft beibehalten wollen.

In vielen Kitas stößt das leider auch auf die überwiegende Führsprache der Eltern. Laut der dem LEA vorliegenden Rückmeldungen und Beobachtungen, erläutert dort das pädagogische Personal, warum es für die Kita, die Eltern und die Kinder angeblich viel besser sei, wenn die Eltern die Kita gar nicht erst betreten – weniger Geschrei von Seiten der Kinder, schnelleres Einfinden der Kinder in den Kita-Alltag, keine Störung des pädagogischen Alltages mehr durch Eltern in der Kita. Das Fachpersonal lässt sich dieses, angeblich viel bessere, Vorgehen von den Eltern – durch Abstimmungen oder durch den Elternausschuss – „legitimieren“ und verankern es dann teilweise auch in der Konzeption.

In seinem Schulungs- und Beratungsprogramm setzt sich der LEA mit allen Kräften dafür ein und wirbt dafür, dass Elternhaus und Kita keine komplett voneinander getrennten Welten darstellen dürfen. Hintergrund: Selbst wenn jede einzelne dieser Welten in sich perfekt wäre, wirkt sich die Trennung negativ auf eine gesunde Entwicklung des Kindes aus. Daher sollen sich Eltern dafür interessieren, was in ihrer Kita passiert und sich die Zeit nehmen, ihr Kind in die Kita hinein zu begleiten und sich beim Abholen noch ggf. die Kunstwerke und Bauten ihrer Kinder anzusehen. Die Eltern, die Kitas nach dem „Drive-in-Prinzip“ nutzen, werden – nicht ganz zu Unrecht – als beratungsbedürftig angesehen, denn sie leben die so wichtige Bildungs- und Erziehungspartnerschaft nicht. Und nun wird dies ausgerechnet von Seiten einiger Kitas befeuert und fälschlicherweise als pädagogisch wertvoll dargestellt.

Hier wird leider das Bild von dem „funktionierenden“ Kind als dem „richtigen“ und „erstrebenswerten“ Kind propagiert. Was für die Erwachsenen logistisch als einfacher erscheint, wird als entwicklungspsychologisch gut dargestellt. Sogenannte „negative“ Gefühle – wie sie in der Bring- und Holsituation ja durchaus auftreten können – haben keinen Platz und sollen vermieden werden.

Der LEA betrachtet diesen Trend – dem scheinbar auch von Fachberatungen nicht konsequent entgegengewirkt wird – als höchst bedenklich und als einen massiven Rückschritt, was die so wichtige Bildungs- und Erziehungspartnerschaft betrifft. Das Zusammenwirken der Erwachsenen auf Augenhöhe hat sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen selbst eine wichtige Bedeutung. Es geht um ein Miteinander und eine gegenseitige Unterstützung dabei das gemeinsame Ziel der Erziehung, Bildung und Betreuung anzugehen. Es geht um den Aufbau von Vertrauen und das Meistern durchaus herausfordernder Aufgaben. Es geht darum einander als wichtige Ressource zu begreifen und dadurch den derzeit wirklich nicht geringen Herausforderungen im System Kita als Verantwortungsgemeinschaft zu begegnen.

Ein solches – für die Kinder ungemein wichtiges – Verhältnis der Erwachsenen untereinander entsteht nicht einfach so. Es braucht Zeit und Raum. Die tägliche Begegnung kann dabei nicht durch ein „ab und an mal“ ersetzt werden.  

Bei näherem Hinschauen stehen oft bauliche oder personelle Herausforderungen hinter der Abgrenzung der Kitas gegenüber den Familien. Dann ist es an der Verantwortungsgemeinschaft diese Mängel konsequent anzugehen, statt den so wichtigen Kontakt von Eltern und Kita einzuschränken. „Gute“ Gründe für eine schlechte Sache halten wir nicht für akzeptabel.

Der LEA setzt sich für eine tatsächlich gelebte Erziehungs- und Bildungspartnerschaft und für Kitas als Orte für die ganze Familie ein. Einer weiteren Verschließung der Kitas möchten wir daher entschieden entgegenwirken.

Betroffene Kitas, Elternausschüsse und auch einzelne Eltern haben die Möglichkeit mit dem LEA in den Austausch zu gehen (lea@lea-rlp.de). Gemeinsam können sicherlich Lösungen gefunden werden, die die Lage vor Ort berücksichtigen, dabei aber nicht zulasten der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft ausfallen.

PETITIONEN, BRANDBRIEFE UND SONSTIGE INITIATIVEN

Feedback

Der Landeselternausschuss informiert darüber, dass ihn zunehmend Petitionen, Brandbriefe und sonstige Initiativen von Elternausschüssen und Familien erreichen, die sich mit Betreuungsnotständen und Rahmenbedingungen in den Kitas befassen.

Grundsätzlich begrüßt der LEA jegliche Initiative von Eltern, die sich im Kita-System engagieren wollen und steht auch gerne stets den Kreis- und Stadtelternausschüssen beratend zur Seite.

Aus gegebenem Anlass meldet sich der LEA zu Wort, um eine sich mittlerweile verfestigende Perspektive zu relativieren, die die Schuld bzw. Verantwortung für die Situation im Kita-System lediglich bei der Landesregierung oder dem Bildungsministerium sucht. Eine solche Sichtweise weist leider Lücken in der Systemkenntnis auf und entlässt einen Großteil der Verantwortungsgemeinschaft bzw. des sozialrechtlichen Dreiecks aus seiner Verantwortung.

Eine der grundsätzlichen Forderungen der Initiativen ist die Verbesserung der Personalausstattung bzw. der Fachkraft-Kind-Relation. Dies ist eine berechtigte Forderung, die jedoch ganz klar unter einem zeitlichen Aspekt zur Zielerreichung gesehen werden muss. Das Kita-System ist durch den akuten Fachkräftemangel extrem belastet. Was wäre die Konsequenz einer kurzfristigen Verbesserung der Personalschlüssel, ohne dass zuvor deutlich mehr ausgebildeter Fachkräftenachwuchs in das Kita-System kommt? Notwendige Personalschlüssel, die aktuell vielerorts schon jetzt nicht mehr erfüllt werden können, werden noch öfter unterschritten und der dadurch regelmäßig aktivierte Maßnahmenplan inklusive der damit verbundenen Betreuungseinschränkungen würde zunehmend zementiert werden.

Das Einplanen von Personalpuffern bzw. bereitstellen von Vertretungspools, damit urlaubs- und krankheitsbedingte Unterpersonalisierungen aufgefangen werden können, ist eine Aufgabe des Trägers. Der Träger ist gemäß KiTaG dazu ganzjährig verpflichtet, das notwendige Personal für den Betrieb der Kita vorzuhalten und bei Personalunterschreitungen entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Dies soll beispielsweise durch eben genannte Vertretungspools von Seiten des Trägers gewährleistet werden. Durch ein zielführendes Personalmanagement ist auch die Refinanzierung der Vertretungskräfte über das Land gewährleistet. Insofern haben die Träger der Einrichtung Handlungsmöglichkeiten, um die personelle Situation zu verbessern, damit es nicht planmäßig zu Betreuungseinschränkungen kommt. Weiterhin gibt es überall die Möglichkeit durch den Träger betriebserlaubnisrelevantes Zusatzpersonal über das Sozialraumbudget zu beantragen oder auch über das Land refinanzierbare und nicht durch einen Personalschlüssel gedeckelte Hauswirtschaftskräfte begründet zur Entlastung der Fachkräfte einzustellen.

Die aktuelle Situation rund um die Themen Erziehung, Bildung und Betreuung unserer Kinder führen an vielen Stellen zu Frust, Enttäuschung und auch Existenznot. Es darf nicht so weit kommen, dass der Frust und die Not der Eltern zur Last der Fachkräfte werden. Hier sind alle Mitglieder der Verantwortungsgemeinschaft aufgefordert, Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Verantwortlichen für die Situation vor Ort sind weder Kita-Leitung, noch die pädagogischen Fachkräfte. Diese sowie auch Elternausschüsse müssen die Situation vor Ort richtig kanalisieren und an den Ansprechpartner in erster Instanz, den Träger der Einrichtung, herantreten.

Ein Blick auf die seit Juli 2021 mit dem KiTa Gesetz (KitaG) geltende Rechtslage ist auch nicht ohne die Berücksichtigung der Vorgaben durch das SGB VIII (Bundesrecht) möglich. Das SGB VIII gibt einen abstrakten Rahmen für die Gesetzgebung des Landes vor, da das Land nur Recht schaffen darf, wo der Bund es nicht tut. So hat bereits das alte KitaG den Rechtsanspruch auf eine siebenstündige Betreuung am Vor- und Nachmittag vorgegeben. Bedarfsplanerisch sollte auch vor dem 1.7.2021 dem Bedarf der Familien an einer Betreuung über Mittag inklusive Mittagessen Rechnung getragen werden. Insofern liegt ein gewichtiges Problem auch in der unzureichenden Bedarfsplanung der Vergangenheit, welche die Bedarfe der Familien nicht berücksichtigt hat, was in einem Großteil der Jugendamtsbezirke leider immer noch gängige Praxis ist.

Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Fachkräfte liegt in der Verantwortung unterschiedlichster Ebenen. Für die Ausbildungskapazitäten an den Schulen ist bspw. das Land verantwortlich. Jedoch haben auch Kommunen, Träger, Gewerkschaften und Eltern Möglichkeiten Einfluss zu nehmen. Für die Ausbildungskapazitäten in den einzelnen Kitas bspw. ist das Land nicht verantwortlich. Die Bedürfnisse der Fachkräfte sind heterogen, so dass sich kein Verantwortlicher rausnehmen darf. Nur im Zusammenspiel und durch die Ausschöpfung der eigenen Möglichkeiten auf allen Ebenen, lassen sich Fachkräfte im System halten und für das System gewinnen.

Aus genannten Gründen, die nicht abschließend aufgeführt sind, ist es unerlässlich, Träger und Kommunen bei der Kritik vor Ort nicht auszusparen. Das KiTaG und die erlassenen Landesverordnungen geben jedem Kita-Akteur Möglichkeiten und Handlungsspielräume.

Auch das Thema Finanzmittel von Seiten des Landes wird immer wieder angesprochen. Dabei wird außer Acht gelassen, dass der Bereich Kita, inklusive der dafür notwendigen Ausgaben, ganz klar Aufgabe der Kommunen ist und bleibt. Der aktuell massive Ausbau- und Sanierungsbedarf ist auch eine Folge von jahrzehntelanger Vernachlässigung der Kitas durch die Kommunen. Leider wird teilweise versucht diese Faktenlage durch gezielte Fehlinformation zu vertuschen. Dadurch wird die Verantwortungsgemeinschaft handlungsunfähig gemacht.

Das Land ist sich seiner Verantwortung für das Kita-System bewusst und wird aktiv. Zum Beispiel, hat es eine Fachkräftekampagne gestartet, Lehrpläne für die Ausbildung und Ausbildungsmöglichkeiten überarbeitet, und Finanzierungsmöglichkeiten für Personal und Baumaßnahmen geschaffen. Das Land handelt hier nach dem im SGB VIII festgeschriebenen Subsidiaritätsprinzip. Dieses bedeutet vereinfacht: Was der Einzelne, die Träger und Kommunen, aus eigener Kraft tun können, darf nicht von einer übergeordneten Instanz – auch nicht dem Staat – an sich gezogen werden. Es soll sichergestellt werden, dass Kompetenz und Verantwortung vor Ort anerkannt und genutzt werden. Das schließt allerdings die staatliche Pflicht ein, die Verantwortlichen vor Ort so zu stärken, dass sie entsprechend tätig werden können. Dieser Verpflichtung kommt das Land durch die Refinanzierung von Personalkosten sowie diverse Investitionsprogramme etc. grundsätzlich nach.

Weiterführende Informationen zum Thema Fachkräftemangel sind auch im Positionspapier des LEA hier nachzulesen.

NEWSLETTER 04/23

Kinderfest

Liebe Elternausschuss-Mitglieder und KEA-Delegierte,
liebe Eltern und Sorgeberechtigte,
liebe Erzieherinnen und Erzieher, 
liebe Interessierte,

wir freuen uns, Ihnen unseren aktuellen Newsletter präsentieren zu können. Hiermit möchten wir Sie über die neuesten Ereignisse und Entwicklungen zum Thema Kita im Landkreis und auf Landesebene informieren.

Es erwarten Sie die folgenden Themen:

  • RUNDER TISCH ZUR KITA-SITUATION IN HASSLOCH
    Am 18. April 2023 hat die Gemeindeverwaltung Haßloch, der Fachkräfteverband RLP und der KEA DÜW zu einem Diskussionsabend eingeladen
  • EINSTIMMIGES VOTUM FÜR GORDON AMUSER
    Der Bad Dürkheimer ist zum stellv. Vorsitzenden des LEA RLP gewählt worden
  • WIE STEHT ES UM DIE KITA-LANDSCHAFT IM LANDKREIS BAD DÜRKHEIM?
    Die Ergebnisse der Umfrage des KEA DÜW unter den Kita-Akteuren des Landkreises liegen jetzt vor
  • DAS LANDESJUGENDAMT INFORMIERT
    Regelung zur vorübergehenden Belegung von U2-Plätzen mit Kindern die das zweite Lebensjahr vollendet haben
  • INFORMATIONSPAPIER ZUR AUFSICHTSPFLICHT
    Praxishinweise für Träger, Leitungen und Fachkräfte
  • INFORMATIONSPAPIER ZU DEN GESCHEITERTEN RAHMENVEREINBARUNGEN ZWISCHEN KOMMUNEN UND FREIEN TRÄGERN
    Was passiert jetzt mit den Kitas? Was passiert mit den Trägern? Was ist eine Rahmenvereinbarung?

Runder Tisch

RUNDER TISCH ZUR KITA-SITUATION IN HASSLOCH

Am Dienstag, den 18. April 2023 hat die Gemeindeverwaltung Haßloch zusammen mit dem Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz (FKV RLP) und dem Kreiselternausschuss Bad Dürkheim (KEA DÜW) Kita-Leitungen und Elternvertreter*innen der kommunalen Kitas zu einem „Runden Tisch“ in Haßloch eingeladen. Das Kita-System ist sehr komplex! Was der Abend deutlich herausgestellt hat, ist die Tatsache, dass das Kita-System sehr komplex ist! Bereits während des Impulsvortrages der Vorsitzenden des FKV RLP Frau Claudia Theobald und des Vorsitzenden des KEA DÜW Gordon Amuser wurden Probleme und entsprechende Handlungsalternativen in den Haßlocher Einrichtungen diskutiert. Zwischen SGB VIII, KiTaG und kommunaler Pflichtaufgabe Zu Beginn der Diskussion stand schon…


Elternausschusswahl

EINSTIMMIGES VOTUM: GORDON AMUSER NEUER STELLVERTRETENDER VORSITZENDER DES LEA RLP

Der Landeselternausschuss der Kindertagesstätten (LEA) Rheinland-Pfalz, die gesetzlich repräsentative Vertretung der Elternschaft aller rheinland-pfälzischen Kitas, hat am 16.04.2023 im Rahmen einer Klausurtagung in Bad Dürkheim einen neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Mit dem Bad Dürkheimer Gordon Amuser konnte ein erfahrener und hochmotivierter Elternvertreter für das Amt gewonnen werden. Amuser ist seit Jahren auf örtlicher, kommunaler und Landesebene in der Elternmitwirkung aktiv, und ein anerkannter Elternvertreter, der selbst ein breites Netzwerk im Kita-System pflegt. Gordon AmuserVorsitzender des KEA DÜW und neuer stellv. Vorsitzender des LEA RLP „Gordon Amuser wird den LEA in seiner neuen Funktion mit Sicherheit zielführend unterstützen“, unterstreicht Karin Graeff,…


Umfrage

UNSERE UMFRAGE: WIE STEHT ES UM DIE KITA-LANDSCHAFT IM LANDKREIS BAD DÜRKHEIM?

Im Januar diesen Jahres hat der KEA DÜW alle Akteure des Kita-Systems gebeten, erneut an einer Umfrage teilzunehmen, die die Entwicklungen der Kitas im Landkreis behandelt und bereits im vergangenen Kita-Jahr umgesetzt wurde. Wir haben die Daten nun ausgewertet und einen Vergleich zu den Ergebnissen des Vorjahres gezogen. Eine Präsentation mit den Ergebnissen finden Sie unter folgendem Button. Steigendes Interesse an der Umsetzung des KiTaG Zunächst lässt sich festhalten, dass das grundsätzliche Interesse an der Umsetzung des KiTaG in allen Akteursgruppen gestiegen ist. Dies lässt sich einerseits mit der breiten, medialen Präsenz der Betreuungsproblematik erklären, andererseits dürfte die unmittelbare Betroffenheit…


KiTaGAVO

REGELUNG ZUR VORÜBERGEHENDEN BELEGUNG VON U2-PLÄTZEN MIT KINDERN, DIE DAS ZWEITE LEBENSJAHR VOLLENDET HABEN

Mit diesem Rundschreiben möchte das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung zur Klärung einer Fragestellung beitragen, die immer an dieses herangetragen wird und in der Praxis für die Umsetzung von Bedeutung ist. Belegung von U2-Plätzen mit Kindern, die das zweite Lebensjahr vollendet haben: Nach dem neuen KiTaG gibt es Plätze für Kinder vor dem vollendeten zweiten Lebensjahr, so genannte U2-Plätze, und Plätze für Kinder nach dem vollendeten zweiten Lebensjahr, so genannte Ü2-Plätze. Seitens der Jugendämter wurde an das Land herangetragen, dass es erforderlich sein könne, ein Kind auch nach dem vollendeten zweiten Lebensjahr auf einem U2-Platz zu belassen, da möglicherweise…


FAQ

INFORMATIONSPAPIER ZUR AUFSICHTSPFLICHT GIBT PRAXISHINWEISE FÜR TRÄGER, LEITUNGEN UND FACHRKRÄFTE

Dürfen Kinder alleine auf dem Außengelände spielen? Darf eine Vertretungskraft eine Gruppe beaufsichtigen? Und muss während der Mittagsruhe stets eine Person im Raum bei den Kindern sein? Diese und viele weitere Fragen stellen sich Trägern, Leitungs- und Fachkräften im Kita-Alltag. Das Informationspapier „Aufsicht in Kitas: Pädagogischer Auftrag und Aufsichtspflicht – ein Konflikt?“ nimmt diese Situationen in den Blick und unterstützt so die Beteiligten.


Infos für Eltern

FAKTENPAPIER RAHMENVEREINBARUNG

Wie bereits in der Presse berichtet wurde, sind die Verhandlungen über die Rahmenvereinbarung über die Planung, den Betrieb und die Finanzierung von Kitas sowie den Trägeranteil gescheitert. Die Verhandlungen rund um das Thema Inklusion laufen noch. Nun tun sich natürlich viele Fragen auf: Was passiert jetzt mit den Kitas?, Was passiert mit den Trägern?, Was ist eine Rahmenvereinbarung? Das Bildungsministerium hat dazu ein Informationspapier erstellt, welches einiges an Hintergrundinformationen enthält. Gerne stellen wir Euch das Papier zur Verfügung. Informationen zum Ende der Verhandlungen für eine Rahmenvereinbarung zwischen den Kommunalen Spitzenverbänden und den freien Kita-Trägern Es gibt in Rheinland-Pfalz 41 Jugendamtsbezirke…


Bei Fragen und Anregungen können Sie uns jeder Zeit unter kontakt@kea-duew.de anschreiben.

Wir möchten Sie ebenso bitten, diese Mail an interessierte Eltern oder sonstige Kita-Akteure weiterzuleiten.

Ihr Team vom KEA DÜW

RUNDER TISCH ZUR KITA-SITUATION IN HASSLOCH

Runder Tisch

Am Dienstag, den 18. April 2023 hat die Gemeindeverwaltung Haßloch zusammen mit dem Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz (FKV RLP) und dem Kreiselternausschuss Bad Dürkheim (KEA DÜW) Kita-Leitungen und Elternvertreter*innen der kommunalen Kitas zu einem „Runden Tisch“ in Haßloch eingeladen.

Kita-System
Das Kita-System ist sehr komplex!

Was der Abend deutlich herausgestellt hat, ist die Tatsache, dass das Kita-System sehr komplex ist! Bereits während des Impulsvortrages der Vorsitzenden des FKV RLP Frau Claudia Theobald und des Vorsitzenden des KEA DÜW Gordon Amuser wurden Probleme und entsprechende Handlungsalternativen in den Haßlocher Einrichtungen diskutiert.

Sozialgesetzbuch
Zwischen SGB VIII, KiTaG und kommunaler Pflichtaufgabe

Zu Beginn der Diskussion stand schon fast traditionell der Verweis auf das seit 1.7.2021 gültige KiTaG, welches mitschuldig für die aktuelle Misere sei. So fiel beispielsweise von Herrn Bürgermeister Meyer (CDU) der Satz, dass sich das Land beim KiTaG einen schlanken Fuß gemacht habe. Ein parteipolitischer Vorwurf, den die Verantwortungsgemeinschaft zu Genüge kennt.

Ein Verweis auf das KiTaG ist jedoch nicht möglich, ohne die Vorgaben des SGB VIII, einem Bundesgesetz aus Regierungszeiten der CDU, zu berücksichtigen. Das Land RLP kann im Bereich der Kitas lediglich eigenes Recht festlegen, insofern der Bund kein Recht gesetzt hat. In §§ 22 bis 26 SGB VIII wurden Regelungen geschaffen, die einen abstrakten Rahmen für das Kita-System bilden. Insofern konkretisiert das Land lediglich Vorgaben des Bundes, was die parteipolitischen Schuldzuweisungen von Herrn Meyer an absurdum führen. Die Inhalte des Rechtsanspruchs ergeben sich aus einem Zusammenspiel des SGB VIII sowie des KiTaG.

Das alte KiTaG legte bereits vor dem 01.07.2021 den Rechtsanspruch auf eine siebenstündige Betreuung am Vor- und Nachmittag fest. Dabei sollte dem Bedarf der Eltern/Familien auch auf eine durchgängige Betreuung inklusive Mittagessen Rechnungen getragen werden.

Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein exemplarischer Blick in die Kommentierung der Bedarfsplanung des Kreisjugendamtes für das Kita-Jahr 2018/19 für die Gemeinde Haßloch.

Der Bedarf an Kindergartenplätze ist bei 4,5 Jahrgängen um 61 Plätze nicht gedeckt, die tatsächlichen Anmeldezahlen liegen jedoch noch höher. Die Kinderzahlen sind durch das Neubaugebiet weiter angestiegen, sodass der Fehlbedarf nicht mehr durch die bestehenden Ressourcen in den Kindertagesstätten aufgefangen werden können. Zur langfristigen Bedarfsdeckung plant die Gemeinde Haßloch den Neubau einer 4-gruppigen Kindertagesstätte. Hierfür sollen die Bauplanungen bis Sommer 2018 abgeschlossen sein. Die Fertigstellung der Baumaßnahme ist derzeit bis 2020/2021 geplant. … Generell ist auch die Nachfrage nach Ganztagesplätzen in der Gemeinde Haßloch sehr hoch.

Anhand dieser Bedarfsprognose wird deutlich, dass das Problem mit in der bedarfsplanerischen und politischen Vergangenheit liegt und das neue KiTaG deutliche Versäumnisse aus der Zeit vor seinem Inkrafttreten beleuchtet. Herr Bürgermeister Meyer hat jedoch seit seiner Amtsübernahme die Weichen der frühkindlichen Bildung in die richtige Richtung gestellt. Der nun endlich geplante Bau von zwei Einrichtungen, um die zahlreichen Provisorien abzulösen, eine eigene Ausbildungsoffensive von pädagogischen Fachkräften, Rahmenbedingungen für einen Vertretungspool usw. zeigen den richtigen Weg auf. In Haßloch stellt man sich seiner kommunalen Pflichtaufgabe und handelt.

Um das Kita-System hinsichtlich der Auswirkungen durch den Fachkräftemangel zu stabilisieren und zu entlasten, müssen die Kommunen und Träger ihre vakanten Stellen jedoch auch besetzen können. In der Vergangenheit wurden nicht ausreichend Fachkräfte ausgebildet, was Aufgabe des Landes gewesen wäre.  Mit der vergüteten Ausbildungsform, die nun allen Bewerber*innen offensteht, der Regelung, dass Azubis nicht auf den Stellenschlüssel angerechnet werden, und einer Fachkräfteoffensive geht das Land ebenso die richtigen Schritte. Um dem Ziel einer kindgerechten Betreuung, Bildung und Förderung näher zu kommen, braucht es das absolute Engagement auf allen Ebenen des Kita-Systems.

Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel lähmt das Kita-System

Aber auch in Haßloch ist das Kita-System extrem durch den Fachkräftemangel belastet, der immer wieder zur Aktivierung des Maßnahmenplans und zu damit verbundenen Einschränkungen von Betreuungszeiten führt. Wie die Diskussion des Abends gezeigt hat, leiden unter der Situation in den Kitas gleichermaßen Träger, Fachkräfte, Eltern und Kinder.

Es kam eine kontroverse und auch anregende Diskussion über Lösungsansätze auf. Im Rahmen des Impulsvortrages wurden Alternativen zur Entlastung von Fachkräften aufgezeigt, die eine Stabilisierung der Betreuungssituation mit sich bringen. Die Stadtverwaltung hat aufgezeigt, welche Maßnahmen sie bereits ergriffen hat, aber auch verdeutlicht, wo die Probleme bei der Umsetzung liegen. Als Beispiel hat die Verwaltung die Möglichkeit eines Vertretungspools geschaffen, der jedoch in der aktuellen Situation nicht gefüllt werden kann.

Richtung
Der Spagat zwischen Bildung, Erziehung und Betreuung

Verständlicherweise fragte ein anwesender Elternvertreter kritisch nach, warum man jetzt hier eineinhalb Stunden sitze und nur zu hören bekommt, was nicht geht bzw. funktioniert. Daraufhin stand ein Lösungsvorschlag von Seiten der Elternvertreter*innen im Mittelpunkt der Diskussion, der die verstärkte Einbeziehung von Ehrenamtler*innen zur Entlastung der Fachkräfte zum Thema hatte. Auch bei den anwesenden Kita-Leitungen fand dieser Vorschlag Zuspruch. Die Verwaltung sicherte zu, den Vorschlag im Rahmen einer Beratung mit dem Landesjugendamt zu prüfen.

Weniger Zuspruch fand dieser Vorschlag bei Theobald und Amuser. Auch die Verwaltung wies auf potenzielle Problemstellungen hin, was beispielsweise das nicht vorhandene Direktionsrecht von Ehrenamtler*innen im Vergleich zu angestellten Aushilfskräften betrifft. Eine mögliche zunehmende Fluktuation der Bezugspersonen durch Ehrenamtler*innen ist zu befürchten, was letztendlich nicht nur aus pädagogischen Gesichtspunkten negative Auswirkungen haben kann, sondern auch in letzter Instanz eine Frage des Kindeswohls ist. Frau Theobald wurde in diesem Zusammenhang eine Extremposition vorgeworfen, was deutlich aufzeigt, dass aus der Not heraus, die Grenze zwischen für den weiteren Bildungsweg der Kinder elementarer Bildung sowie Erziehung und dem reinen Betreuungsanspruch sowohl bei Fachkräften als auch bei den Familien deutlich verschwommen ist.

Die Gewährleistung des Kindeswohls bezieht sich auf sozial/emotionale, körperliche und geistige Aspekte. So wie Kinder in körperlicher Hinsicht darauf angewiesen sind, dass sie regelmäßig essen, trinken und hygienisch versorgt werden, gehört zu den emotionalen Grundbedürfnissen kleiner Kinder, dass sie in Kitas eine geregelte Tagesstruktur und vor allem verlässliche, liebevolle und stabile Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Kita vorfinden. Das ist kein Luxus, sondern das Fundament einer kindgerechten Kita-Betreuung.

In diesem Punkt waren sich Theobald und Amuser einig, dass das Kindeswohl eine nicht zu überschreitende Grenze darstellt. Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Betreuung ein wichtiger Punkt, der im Verlaufe des Abends immer wieder genannt wurde. Jedoch sichert das Sozialgesetzbuch nicht nur Betreuung zu, sondern stellt auch Bildung und Erziehung heraus. In Zeiten des Fachkräftemangels befinden wir uns in einem Spagat, dieses Spannungsfeld zum Wohle der Kinder bestmöglich in Einklang zu bringen. Was aber nicht passieren darf, ist, den Fokus lediglich auf die Betreuung zu legen.

Was von Seiten der Anwesenden ebenso nicht berücksichtigt wurde, sind die wachsenden Anforderungen des Personalmanagements an Träger und Leitungen. Auch die Anleitung der Ehrenamtler*innen darf nicht unterschätzt werden. Die verbindliche und direktive Komponente von angestellten Aushilfen ist mit Entwicklungsmöglichkeiten verbunden. Notlösungen müssen immer mit mittel- und langfristigen Überlegungen verknüpft sein. Eine angestellte Aushilfe kann und soll durch Fort- und Weiterbildungsangebote den Quereinstieg in die Kita schaffen. Ziel muss es sein wieder mehr Fachkräfte in die Kitas zu holen. Es darf nicht dazu kommen durch den kostenneutralen Einsatz von Ehrenamtler*innen die aktuelle Notlage noch zu zementieren. Ebenso muss, wie in vielen Bereichen der Verantwortungsgemeinschaft, die Meinung zu diesem Thema bei Fachkräften und Eltern in den einzelnen Kitas erhoben werden. Es gilt hier immer, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Ehrenamtler*innen können das Angebot einer Kita sicherlich sinnvoll ergänzen, sie dürfen jedoch nicht als billige Lückenfüller eingesetzt werden.

Kindergarten
Unsere Kinder stehen im Mittelpunkt

Theobald und Amuser zeigen sich nach der Veranstaltung zufrieden. Es ist eine Diskussion in Gang gekommen, was auch das Ziel des Termins war. Man muss sich auch mal einig sein, sich eben nicht einig zu sein. Die Partner der Verantwortungsgemeinschaft saßen am „Runden Tisch“. Es war nicht zu erwarten, dass man nach dem Diskurs mit einem großen Konsens und einem Masterplan auseinandergeht.

Um den einleitenden Satz erneut aufzugreifen: Das Kita-System ist sehr komplex.

Es ist aber nicht nur komplex, was die Erfüllung des Rechts- oder Betreuungsanspruchs betrifft, sondern auch was gut für unsere Kinder ist. In all diesen Punkten muss sich die Verantwortungsgemeinschaft hinterfragen und überlegt an einem Strang ziehen. Aktuell entwickelt sich das Kita-System eher in eine Richtung der gegenseitigen Vorhaltungen. Wir dürfen bei allen Ideen und Gedankengängen nicht vergessen: Unsere Kinder stehen immer im Mittelpunkt!

EINSTIMMIGES VOTUM: GORDON AMUSER NEUER STELLVERTRETENDER VORSITZENDER DES LEA RLP

Elternausschusswahl

Der Landeselternausschuss der Kindertagesstätten (LEA) Rheinland-Pfalz, die gesetzlich repräsentative Vertretung der Elternschaft aller rheinland-pfälzischen Kitas, hat am 16.04.2023 im Rahmen einer Klausurtagung in Bad Dürkheim einen neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Mit dem Bad Dürkheimer Gordon Amuser konnte ein erfahrener und hochmotivierter Elternvertreter für das Amt gewonnen werden. Amuser ist seit Jahren auf örtlicher, kommunaler und Landesebene in der Elternmitwirkung aktiv, und ein anerkannter Elternvertreter, der selbst ein breites Netzwerk im Kita-System pflegt.

Amuser_Gordon

Gordon Amuser
Vorsitzender des KEA DÜW und neuer stellv. Vorsitzender des LEA RLP

„Gordon Amuser wird den LEA in seiner neuen Funktion mit Sicherheit zielführend unterstützen“, unterstreicht Karin Graeff, Vorsitzende des LEA. Der LEA freut sich zudem, dass Amusers Vorgänger, Benjamin Stihler (Neustadt a. d. Weinstr.), weiterhin aktiv im LEA-Vorstand als Beisitzer mitwirken wird. Somit kann der LEA auch in Zukunft auf seine langjährige Expertise in der Elternmitwirkung auf Landesebene zurückgreifen.

In der Klausurtagung wurden zusätzlich zur Wahl auch andere wichtige Themen behandelt. Der Fachkräftemangel war beispielsweise ein Fokusthema der Sitzung. „Gerade, wenn es um den Fachkräftemangel und die Möglichkeiten des neuen KiTa-Gesetzes geht, besteht noch viel Unwissenheit oder sogar gezielte Fehlinformation. Dies heizt die Gemüter der Verantwortungsgemeinschaft auf und spielt diese zum Teil sogar gegeneinander aus. Dadurch wird dem System nicht nur geschadet, sondern macht es bewusst handlungsunfähig. Deswegen hat sich der LEA zum Ziel gesetzt, dieses Problem nicht nur operativ, sondern strategisch anzugehen“, ergänzt Amuser zur Klausurtagung.

Die damit verbundene Aufklärungsarbeit geht der LEA konsequent an. Der LEA arbeitet auf allen Ebenen, um den Mehrwert der Elternmitwirkung deutlich zu machen. Der neue stellv. Vorsitzende Amuser fügt hinzu, „Die Elternmitwirkung ist eine wichtige Ressource. Nur gemeinsam, ohne politische Grabenkämpfe, die vielerorts konsequent von Trägern und Kommunen gepflegt werden, wird es uns möglich sein, auf die komplexen und vielschichtigen Aufgabenstellungen im Kitasystem Lösungen zu finden“.

Hintergrundinformationen:

Der Landeselternausschuss (LEA) RLP ist die gewählte gesetzliche Landesvertretung der Elternausschüsse der über 2600 rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten nach § 13 KiTaG RLP.

Die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder Karin Graeff (Vorsitzende), Gordon Amuser (Stv. Vorsitzender), Katharina Blahnik, Cornelia Koscher, Prof. Dr. Jane Lê, Annegret Neugschwender, Benjamin Stihler, Dr. Julia Stock sowie Dr. Asif Stöckel-Karim (Beisitzer*innen), sind damit die Vertretung der über 200.000 rheinland-pfälzischen Kita-Eltern.