STADTVERWALTUNG SCHIEBT ELTERN EINE MITSCHULD ZU

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Die RHEINPFALZ berichtete in ihrem Artikel „So reagiert die Stadt auf Vorwürfe des Elternausschusses des Kreises“ vom 16.12.2022 über die Gegendarstellung der Stadtverwaltung als kommunalem Träger zu den Aussagen des Kreiselternausschusses Bad Dürkheim (KEA DÜW).

Herr Bürgermeister Wagner verwehrt sich zwar gegen die Vorwürfe des KEA DÜW in Person seines Vorsitzenden Gordon Amuser, jedoch ist seine Argumentation bzw. die seines Büroleiters Herrn Joachim Meyer erneut inhaltlich mehr als dünn und verweist bei der Schuldfrage zum Betreuungsnotstand sogar auf die Eltern.

Auch beim Landeselternausschuss der Kindertagesstätten von Rheinland-Pfalz gehen inzwischen vermehrt Anfragen und Beschwerden bezüglich der Lage in den Kitas in Grünstadt ein. Vorsitzende Karin Graeff sieht die Ursache in einer scheinbar noch immer vorherrschenden mangelhaften Beteiligungskultur vor Ort.

„Eltern sind ein Teil der Verantwortungsgemeinschaft Kita. Das heißt sie tragen Verantwortung und sind Teil einer Gemeinschaft, die sich für die Qualität der Kitas und damit für das Wohl unserer Kinder einsetzt“, erläutert Graeff. „Der Landeselternausschuss hat in den vergangenen Jahren intensiv darum gekämpft, dass es sich dabei nicht nur um leere Worte handelt, sondern um gelebte Praxis auf allen Ebenen.“ Auf Landesebene ist es erfreulicherweise inzwischen normal, dass Elternvertretungen von Anfang an auf Augenhöhe in Entwicklungsprozesse einbezogen sind. „Wir sitzen überall mit am Tisch und sind an allen Entscheidungen beteiligt.“, so Graeff weiter. „Das heißt nicht, dass unsere Forderungen immer und zeitnah übernommen werden, aber sie finden Gehör und wir erleben live mit, wie sie diskutiert werden. Da es in der Kita-Welt viele Akteure gibt, kommen am Ende oftmals Kompromisse heraus. Auch an deren Erarbeitung und Umsetzung sind wir beteiligt.“

Traurigerweise gleicht die Reise von der Landesebene zur Basis noch an zu vielen Stellen einer Reise in die Steinzeit der Elternmitwirkung. Elternvertretungen werden nach wie vor unzureichend, zu spät oder gar nicht einbezogen. Damit schadet sich die Verantwortungsgemeinschaft selbst enorm. Tatkraft, Know-How und die so wichtigen verschiedenen Perspektiven gehen verloren. Das können wir uns in diesen Zeiten der Mangelverwaltung einfach nicht leisten. Darüber hinaus entstehen kräftezehrende Konflikte, die das System zusätzlich lähmen. „Uns ist bewusst, dass Partizipation auf Augenhöhe nichts ist, das von heute auf morgen plötzlich gelebt werden kann, wo es zuvor noch unüblich war. Als Landeselternausschuss unterstützen wir jeden, der sich hier auf den Weg machen will durch Beratungs- und Schulungsangebote.“, lädt Frau Graeff ein. „Letztlich geht es darum, eine Art der Zusammenarbeit zu finden, die alle Verantwortlichen entlastet, aber nicht von ihren Rechten und Pflichten entbindet. Ziel dabei ist immer, in den Kitas für unsere Kinder Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sie sich gesund entwickeln können.“

Hilfe

Das wünschen sich auch die Eltern in Grünstadt. Inhaltlich können und wollen sie sich einbringen. Zu den Diskussionspunkten der Trägervertretung haben sie einiges zu sagen:

Natürlich haben viele Unternehmen und Branchen aktuell einen hohen Krankenstand zu verzeichnen. Dass der Berufsstand der Fachkräfte davon verschont bleibt, war nicht zu erwarten. In der Kita mit Hort am Südring ist der Krankenstand bereits seit Anfang des Kita-Jahres dramatisch. Aber auch in anderen Einrichtungen, wie beispielsweise der Kita in Sausenheim, sind Fachkräfte ebenso wie Eltern am Limit. „In der Einrichtung ist im ersten Halbjahr dieses Jahres lediglich an zwei Tagen der Maßnahmenplan bei Personalunterschreitungen nicht zum Tragen gekommen. Ein solcher Fakt wird von Seiten der Verwaltung unter den Teppich gekehrt, damit deutliche Probleme nicht an die Öffentlichkeit geraten. Ein zielführendes Handeln des Trägers gibt es auch in Sausenheim bis heute nicht, um Fachkräfte und Eltern zu entlasten“, findet der Vorsitzende des KEA DÜW die ausweichenden Aussagen von Herrn Meyer in der Gegendarstellung der Verwaltung schlichtweg zu schwach.

Mittlerweile sind diverse Positionspapiere von Eltern- und Fachkräftevertretern sowie Gewerkschaften veröffentlicht worden. Auch nur den kleinsten Hinweis, dass sich die Stadtverwaltung mit den aufgezeigten Lösungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene beschäftigt hat, bleibt sie konsequent schuldig. Auch die Möglichkeit der Einstellung von ungelernten Hilfskräften, um Fachkräfte zu entlasten, die auch von Seiten des Landes nun länger als sechs Monate beschäftigt werden dürfen sowie mitfinanziert werden, wird nicht in Erwägung gezogen oder diskutiert. „Was die Verwaltung gänzlich vermissen lässt ist Empathie gegenüber den Eltern und Kindern sowie der unbedingte Wille, nach Lösungen suchen zu wollen. Stattdessen wird ständig das Problem Fachkräftemangel in den Mittelpunkt gestellt und das eigene Nichthandeln damit entschuldigt. Dies kann auch als fehlende Sachkenntnis ausgelegt werden, wenn ein Träger nicht weiß, was er aktuell gegen den Betreuungs- und Fachkräftenotstand unternehmen kann“, gibt Amuser den Ball zurück an die Verwaltung. Schon alleine ein Blick auf die Stellenausschreibungen, die auf der Webseite der Verwaltung zu finden sind, bringt schnell mehr Klarheit, warum die Stadt keine Bewerbungen erhält. Wäre man sich des Problems bewusst, dass man auf einem Arbeitnehmermarkt Fachkräfte sucht, würde man sich bei diesen bewerben und nicht ohne Engagement und Argumente auf die Suche gehen. Dies ist aber nur ein Beispiel, dass die Verwaltung auf der Stelle tritt. „Gerne helfen Elternvertreter als die vermeintlichen „Amateure“ im Kita-System, um die bezahlten Profis bei der Lösungssuche zu unterstützen“, wird der Vorsitzende hinsichtlich der stets ausschließlich verteidigenden Haltung des Träger deutlich.

Kind krank

Die Perspektive der Eltern wird regelmäßig ignoriert und Herr Meyer wirft Eltern sogar vor, ein Teil des Problems zu sein. „Er unterstellt Eltern und Sorgeberechtigten Kindeswohlgefährdung, in dem sie bewusst kranke Kinder in die Kitas bringen und so eine Verschlechterung der Betreuungssituation in Kauf nehmen. Es ist unbestritten, dass Eltern hier eine große Verantwortung tragen, jedoch kann hier nur von absoluten Ausnahmefällen die Rede sein, welche für diese gravierende Misere nicht verantwortlich zu machen sind. Die Kita ist kein Dienstleister der Eltern, der kranken Kindern unter allen Umständen Betreuung gewähren muss. Vom Land wurde erst kürzlich das sogenannte „Schnupfenpapier“ aktualisiert, welches klare Empfehlungen gibt, wann ein Kind die Kita besuchen soll und wann nicht. Hier haben auch Fachkräfte eine Handhabe in begründeten Fällen, die Betreuung abzulehnen. Dies scheint Herrn Meyer nicht bekannt zu sein, sonst hätte er seine Vorwürfe in Richtung der Eltern deutlich vorsichtiger formuliert. „Der Büroleiter der Verwaltung stellt dies verallgemeinernd und damit falsch dar. Die Verantwortlichen werden nicht müde, von der eigenen Trägerqualität abzulenken. Nun haben jedoch die Vorwürfe durch Herrn Meyer ein neues Level erreicht. Die Eltern so allgemein in den Senkel zu stellen, wie er es in der Pressemitteilung der Stadtverwaltung getan hat, zeugt von einer gestörten Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Seiten des Träges“ ist Amuser von solchen Vorwürfen wenig angetan.

Herr Meyer führt zwar richtig aus, dass in der Kita mit Hort am Südring 0,56 Vollzeitäquivalente über dem gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel tätig sind. Aber auch die aufgeführte Springerkraft sowie eine Kraft in Ausbildung lassen das Bild nicht sonderlich besser erscheinen. Selbst unter normalen Bedingungen ist diese Ausstattung gerade ausreichend, um einen Krankheitsfall auszugleichen. Man muss auch berücksichtigen, dass die Fachkräfte nicht allesamt einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Insofern sind deutlich mehr Köpfe als Vollzeitäquivalente zu berücksichtigen, was auch die Wahrscheinlichkeit von Krankheitsfällen erhöht. Einer solch großen Stadtverwaltung wie der in Grünstadt sollte ein ordentliches Personalmanagement nicht fremd sein. Was die Stadtverwaltung auch mit keinem Wort erwähnt, ist § 21 Abs. 6 des KiTa-Gesetzes. Dieser sagt aus, dass das für die Einrichtung vorgesehene Personal grundsätzlich während des ganzen Jahres sicherzustellen ist. Eine Unterschreitung ist umgehend auszugleichen und entsprechende Maßnahmen durch den Träger vorzusehen. Damit ist nicht das dauerhafte billigen von Betreuungseinschränkungen gemeint. Bis jetzt verweist die Verwaltung stets auf den leergefegten Arbeitsmarkt, anstatt alle ihr zustehenden Möglichkeiten intensiv zu verfolgen.

Und jetzt

Dass die Verwaltung in Sachen Platzausbau seit Jahren untätig ist, hat der KEA DÜW zu keiner Zeit behauptet. Auch hier schießt die Stadtverwaltung in Person von Herrn Meyer mit seiner Aussage deutlich über das Ziel hinaus. Die getroffene Aussage des KEA DÜW war, dass der notwendige Kita-Neubau in der Bitz überfällig ist, weil sich die Betreuungssituation, wie seit Jahren in der Bedarfsplanung des Kreisjugendamtes dokumentiert, nicht entspannen wird. Aktuell ist frühestens mit dem Bezug eines Neubaus Anfang 2028 zu rechnen. Wenn man sich die bestehenden Provisorien anschaut und die mit einem Neubau geplanten Reduzierungen von Betreuungsplätzen in den bestehenden Kitas genauer betrachtet, dient dieser lediglich dazu, normale Betreuungsverhältnisse zu schaffen. Dies aber auch nur, wenn man den Betreuungsbedarf Stand heute einfriert. Der steigende Mehrbedarf durch Neubaugebiete und Zuzug bleibt unberücksichtigt, wird aber wieder dazu führen, dass Betreuungsansprüche in Zukunft nicht gedeckt werden können und der Neubau einer Kita förmlich verpufft. „Vermutlich werden Provisorien deshalb ohne eine zeitnahe Haltungsänderung der Verantwortlichen der traurige Standard in Grünstadt bleiben. Dies wird Herr Wagner als Bürgermeister und oberster Dienstherr der Kitas aber vermutlich nicht mehr erleben und verantworten müssen. Es wird lediglich versucht, die Öffentlichkeit mit inhaltslosen Anschuldigungen gegen Eltern und Land abzulenken“, hat Amuser solche Ausflüchte schon oft von Trägern gehört, die aus wirtschaftlichen Gründen doch noch auf den unverhofften und plötzlichen Rückgang des Betreuungsanspruchs in naher Zukunft hoffen.

Dem Vorsitzenden des KEA DÜW wird ein anmaßendes Verhalten sowie fehlende Sachkenntnis vorgeworfen, wobei dieses erneut durch Herrn Meyer bzw. der Stadtverwaltung dokumentiert wird. Amuser solle seine Kritik an das Land richten. Dies zeigt einmal mehr auf, dass das Problem nicht verstanden wurde und Herr Meyer als Büroleiter zu wenig Kenntnisse vom Kita-System hat. Die Schuld beim Land zu suchen, ohne konkret zu formulieren, was falsch gemacht wurde, ist der übliche inhaltslose Fingerzeig auf das böse KiTa-Gesetz. Laut Herrn Meyer werde der Personalschlüssel vom Land vorgegeben und es gäbe nicht genügend Fachkräfte. Ist der Verwaltung der Personalschlüssel nun zu hoch und das Land solle die Betreuung von noch mehr Kindern durch die Fachkräfte zulassen, um das Problem zu lösen oder ist der Personalschlüssel zu niedrig und man solle trotz fehlender Fachkräfte die Fachkräfte-Kind-Relation mit der Konsequenz einer noch dramatischeren Betreuungssituation verbessern? „Ein Schuldiger neben den Eltern ist gefunden, aber Herr Meyer ist nicht in der Lage konkret zu formulieren, was das Land falsch gemacht hat“, hat Amuser nur ein Kopfschütteln für die erneut oberflächlichen Anschuldigungen von Herrn Meyer übrig.

Wenn man sich die Gegendarstellung des Grünstadter Trägers im Detail durchliest und sich mit den Themen auch nur ansatzweise auskennt, werden für die kommunale Pflichtaufgabe Kita stets Ausflüchte gesucht und an andere Schuldige verwiesen, ohne eigene Maßnahmen oder Lösungsansätze anzuführen. Eltern und Elternvertreter werden teils als unwissend aus der Verantwortungsgemeinschaft Kita ausgeschlossen oder voreilig Schuldige gesucht, ohne eine konkrete Forderung formulieren zu können bzw. diese zu begründen. Herrn Wagner und Herr Meyer gehen deutlich gegenüber Eltern und Elternvertretern in die Offensive, vergessen jedoch, ebenso wie in der vergangenen Stadtratssitzung, dass eben sie in der Verantwortung stehen, Antworten und Lösungen zu finden.

„Die Eltern und Sorgeberechtigten in Grünstadt fordern mehr Transparenz und diese ist im Rahmen einer gelungenen Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, zu der auch der Träger gehört, oberste Pflicht. Die Stadt Gründstadt als kommunaler Träger unterstreicht mit Ihrer Stellungnahme allerdings erneut, dass sie von der Situation in den Kitas, möglichen Lösungen der Betreuungsprobleme, der Elternmitwirkung sowie den existenziellen Betreuungsbedarfen der Familien, mit denen im Übrigen bis heute niemand der wortführenden Verantwortlichen in den Diskurs gegangen ist, weniger Sachkenntnisse haben, als die vermeintlichen Amateure im Kita-System“, schließt Amuser ab.

IMMER NOCH KEINE GLEICHWERTIGEN LEBENSVERHÄLTNISSE FÜR FAMILIEN IN DEUTSCHLAND

Bundestag
BEVKI

Elternbeiträge werden weiterhin nicht verpflichtend sozial gestaffelt – von Beitragsfreiheit ganz zu Schweigen

Die Bundeselternvertretung geht davon aus, dass der Bundesrat in seiner morgigen Sitzung dem Gesetzesbeschluss des Deutschen Bundestages zum Zweiten Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung (KiTa-Qualitätsgesetz) zustimmt, hält das Gesetz aber weiterhin für unzureichend.

Die Investitionen in das System KiTa durch den Bund seien deutlich zu gering und im Vergleich zu den Vorjahren sogar reduziert worden. Dennoch sei es zunächst wichtig, dass die Bundesmittel weiter in die Länder fließen, um bereits existierenden Maßnahmen fortzuführen oder neue Maßnahmen beginnen zu können.

Bundeselternsprecherin Irina Prüm: „Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass sich der Bund finanziell stärker und verbindlicher an frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung in Tageseinrichtungen und der Kindertagespflege beteiligt. Die Fortführung des KiTQuTG über 2022 hinaus bildet dafür die notwendige Grundlage.“

Die Umsetzung des KiTa-Qualitätsgesetzes müsse selbstverständlich in den einzelnen Ländern mit den Landeselternvertretungen partnerschaftlich diskutiert werden. Die Fortführung der sogenannten Sprach-KiTas sei ebenfalls gemeinsam zu erörtern, da einzelne Länder sich bzgl. der Weiterfinanzierung immer noch nicht geäußert hätten. Dabei hätten sich viele Experten für den notwendigen Erhalt ausgesprochen.

Für großes Unverständnis und Unsicherheit sorge immer noch der Beschluss des Bundestages, die bundesweit verpflichtende Staffelung der Kostenbeiträge für die Eltern auf Drängen des Bundesrates zu streichen.

„Es besteht weiterhin ein Flickenteppich beim Thema Elternbeiträge. Gleichwertige Lebensverhältnisse und Teilhabegerechtigkeit gibt es bei der frühkindlichen Förderung in Deutschland de facto nicht“, betont Bundeselternsprecher Asif Stöckel-Karim.

Die BEVKi werde ihre Landesverbände weiterhin dabei unterstützen, vor Ort kostenfreie Betreuungs- und Bildungsangebote für ALLE Kinder einzuführen. Teilhabe dürfe nicht vom Wohnort oder der finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängen. Eine verbindliche Festlegung der sozialen Staffelung wäre dafür zumindest ein Anfang gewesen. Mittelfristig müsse der Bund seine Verantwortung wahrnehmen und die Länder bei der Elternentlastung unterstützen.

Bundeselternsprecherin Yvonne Leidner ergänzt: “Es ist sehr bedauerlich, dass der Bundestag nicht den Ursprungsentwurf mit einer verbindlichen sozialen Staffelung nach Einkommen, Kinderanzahl oder Betreuungsstunden verabschiedet hat. Den Ländern seien die entsprechenden Verwaltungskosten nicht zuzumuten – den Eltern die finanzielle Belastung in Form von nicht gestaffelten und somit ungerechten Elternbeiträgen hingegen schon.”

KEIN ATTEST ZUR RÜCKKEHR IN DIE KITA NOTWENDIG: NEUES SCHNUPFENPAPIER

Corona

Am 5. Dezember gilt das überarbeitete sogenannte „Schnupfenpapier“ in Kitas und Schulen in Rheinland-Pfalz. Es dient Eltern, Trägern, Leitungskräften und Fachkräften zur Orientierung, wann ein Kind die Betreuung besuchen kann und wann es zu Hause bleiben soll. Auch die Kindertagespflege kann sich hieran orientieren. 

WICHTIG: Die Kita sollte nach einer Krankheit erst dann wieder besucht werden, wenn die Symptome abgeklungen sind und der Allgemeinzustand wieder gut ist. Zur Rückkehr in die Einrichtung ist kein ärztliches Attest notwendig.

WAS HAT ES MIT DER GESCHÄFTSORDNUNG DES KITA-BEIRATES AUF SICH?

Elternmitwirkung

In den vergangenen Monaten hat der KEA DÜW bereits regelmäßig zum Kita-Beirat informiert. Da nun für das Jahr 2023 in einem Großteil der Kitas im Landkreis die Umsetzung des Kita-Beirats zumindest geplant ist, möchten wir in diesem Zusammenhang über einen wichtigen möglichen Bestandteil der Beiratssitzung informieren: die Geschäftsordnung.

Nach § 5 Abs. 5 der Landesverordnung über den Beirat in Tageseinrichtungen der Kindertagesbetreuung (KiTaGBeiratLVO) kann sich der Kita-Beirat mit 80 % seiner Stimmanteile eine eigene Geschäftsordnung geben. Diese kann auch die Größe des Beirats festlegen.

In Zusammenarbeit mit den Verbänden und Trägern (siehe untenstehende Logos) wurde eine ausführliche Handreichung zum Kita-Beirat erstellt.

Ziel des Abstimmungsprozesses war, eine ausgewogene Gesprächssituation im Kita-Beirat zu gewährleisten.

Logos-Kita-Beirat

Wenn in Zusammenarbeit von Verbänden und Trägern die Auslegung des Kita-Beirats, wie oben beschrieben, diskutiert und vereinbart wird, dann sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass alle Beteiligten der Handreichung folgen.

Eine mögliche Beschränkung der Verfahrensweisen des Kita-Beirats arbeitet gegen dessen Ziele. Eine Geschäftsordnung soll, wenn überhaupt, auf einem weißen Blatt Papier gemeinsam in einem Diskurs erstellt werden. Grundsätzliche Änderungen der Verfahrensweise müssen gut begründet und nachvollziehbar sein.

Zwei grundlegende Verfahrensweisen des Kita-Beirats sollten in einer Geschäftsordnung nicht von den gesetzlichen Vorgaben abweichen:

  • Die Zusammensetzung des Kita-Beirats wird auf einen Vertreter je Gruppe reduziert werden.
    Grundlegende und dauerhafte Änderungen im Kita-Alltag sollten auch im Diskurs innerhalb der Vertretergruppe auf Basis der Argumente aus der Beirats-Sitzung entschieden werden. Diese Verantwortung sollte nicht einem einzigen Mitglied der Gruppe zugemutet werden.
  • Das Antragsrecht auf weitere Sitzungen bei 30 % der Stimmanteile muss zu jeder Zeit möglich sein.
    Themen des Kita-Beirats können weitere Sitzung notwendig machen bzw. im Laufe des Kita-Jahres notwendig sein. Die grundsätzliche Beschränkung des Kita-Beirats auf eine Sitzung im Kita-Jahr führt das Gremium an absurdum.

Für die Verabschiedung der Geschäftsordnung sind 80 % der Stimmanteile notwendig. Die Elternvertreter haben 20 % der Stimmanteile und sollten mit Kita-Leitung und/oder Fachkräften (jeweils 15 % Stimmanteile) gegen eine Geschäftsordnung stimmen, wenn diese nicht den unter Trägern und Verbänden oben erwähnten Handreichung entspricht.

Hinweis:
Die Geschäftsordnung wird jedes Jahr neu in der Sitzung beschlossen, da auch jedes Jahr neue Mitglieder im Kita-Beirat möglich sind. Ist die Geschäftsordnung einmal beschlossen, wird eine Änderung nahezu unmöglich, da der Träger (50% Stimmanteile) immer zustimmen muss. Daher ist es sinnvoll und wichtig, von Anfang an gegen eine Geschäftsordnung, die die rechtlich zugesicherte Verfahrensweise einschränkt, zu stimmen.

Es ist beispielsweise sinnvoller, die Anzahl der Beiratsgruppen in Relation zu vorhandenen Vertretergruppen innerhalb der Kita von mindestens zwei auszuweiten.

Um sich einen schnellen Überblick zum Kita-Beirat zu verschaffen, hat der KEA DÜW auf Basis der oben genannten Handreichung eine Kurzversion erstellt, die auch eine Passage zur Geschäftsordnung des Kita-Beirats beinhaltet. Diese können Sie sich ebenfalls herunterladen.

EINWOHNERFRAGESTUNDE OHNE ANTWORTEN

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Wie die RHEINPFALZ in ihrem Artikel „Stadt will rund 70 Kita-Plätze schaffen“ (der Artikel ist hier verlinkt) vom 8. Dezember 2022 berichtete, hat sich die Betreuungssituation in der Kita mit Hort am Südring und auch in den anderen Grünstadter Kitas in kommunaler Trägerschaft nicht spürbar entspannt. Dies haben im Rahmen einer Einwohnerfragestunde in der vergangenen Stadtratssitzung auch rund 20 anwesende Eltern mit ihren Kindern demonstriert und Antworten von der Verwaltung auf ihre Fragen gefordert. Diese hatten allesamt die kaum mehr tragbaren Betreuungsprobleme von Kindern, Eltern und Fachkräften zum Thema.

Im Spätsommer wurde von Herrn Bürgermeister Wagner noch mit Urlaubs- und Krankenständen argumentiert und Monate später nun erneut mit erkrankten Mitarbeitern. „Herr Wagner muss endlich akzeptieren, dass seine in der Sitzung wenig empathisch vorgetragenen sowie immer gleichen Antworten den Eltern seiner Stadt nicht mehr ausreichen. Wenn nicht schnell zielführend gehandelt wird, wird die Betreuungssituation in Grünstadt in einem Desaster enden. Frühkindliche Bildung in der Kita bildet den Grundstock für den weiteren Bildungsweg unserer Kinder. Bildungspolitik muss man wollen. Das geht nicht mit angezogener Handbremse“ führt der in der Stadtratssitzung anwesende Vorsitzende des Kreiselternausschuss Bad Dürkheim Gordon Amuser ein ernüchterndes Fazit hinsichtlich der Antworten von Herrn Wagner.

Die Verwaltung verwies darauf, dass ausreichend Personal vorhanden sei, als eine Mutter das Thema Verwaltungskräfte in den Kitas ansprach. Diese Aussage bezieht sich lediglich auf die Erfüllung des gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssels in den Einrichtungen. Hätte Herr Wagner sich in den vergangenen Monaten mit dem Paragrafen zur Personalausstattung des KiTaG sowie den Positionspapieren des Landeselternausschusses RLP, des Fachkräfteverbandes RLP oder der GEW zum Fachkräftemangel befasst, hätte er vermutlich bessere Antworten auf die Fragen der Eltern gehabt. „Zu Backoffice- oder Verwaltungskräften in Kitas ist zu sagen, dass historisch bedingt sich viele Verwaltungsaufgaben in die Kitas hin zu den Leitungen verlagert haben. Hier haben Verwaltungskräfte durchaus eine entlastende Wirkung. Eine große Lösung zur Beseitigung des Fachkräftemangels wird es kurzfristig nicht geben. Jedoch ist jede Entlastung des Systems wichtig“, fordert Amuser die Verwaltung auf, sich mit allen möglichen Lösungen auf kommunaler Ebene zu befassen.

Der Sprecher der CDU-Fraktion Mimmo Scarmato fragte nach, ob die mögliche Ausweitung der Kapazitäten bei den kirchlichen Trägern geprüft wurde. Dies wurde laut Verwaltung getan. Dass beispielsweise das Bistum Speyer einen Sparkurs im Kita-Bereich beschlossen hat und seit über einem Jahr die Verhandlungen der freien Träger mit dem kommunalen Zweckverband um den Trägeranteil bei den Personalkosten stocken und dadurch eine solche Lösung ohnehin mehr als unwahrscheinlich war, scheint bei den Mitverantwortlichen nicht bekannt zu sein. „Dies zeigt deutlich auf, dass man Bildungspolitik für Kitas nicht nebenbei machen kann, sonst sucht man Lösungen, wo keine sind“, zeigt der Vorsitzende des KEA DÜW kein Verständnis für das argumentative Ballzugespiele innerhalb der Fraktion.

Herr Adam von der FWG-Fraktion rügte die SPD für das veranstaltete Schauspiel zur Diskussion um Provisorien und Baumaßnahmen im Stadtrat, obwohl lediglich die Opposition eine verbindliche Zeitplanung für einen Kita-Neubau forderte. Wie der FWGler richtig anmerkte, braucht es einen Beschluss, auch wenn dieser nun erneut keinen konkreten Zeithorizont für einen Neubau beinhaltet. „Was Herr Adam nicht erwähnte, ist, dass dieser Beschluss bereits 2017 in Form eines Kita-Neubaus hätte gefasst werden müssen. Laut Bedarfsplanung des Kreisjugendamtes wird seit dem über dessen Notwendigkeit aufgrund des stetig steigenden Betreuungsbedarfs diskutiert. Bis zum Bezug einer neuen Kita wird, wie die Verwaltung bestätigte, ein Zeitraum von fünf Jahren benötigt. Die Verantwortlichen der Koalition versuchen weiterhin abzulenken und den Bremsweg auszurechnen, obwohl schon klar ist, dass das Kita-System in Grünstadt in der Vergangenheit und auch aktuell politisch gegen die Wand gefahren wurde“, blickt Amuser mit Unverständnis rückblickend auf die Diskussion im Grünstadter Stadtrat zurück.